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Das Altarbild

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Jesus

Im Mittelpunkt im strahlend hellen Gewand - bei richtiger Beleuchtung fast blendend - übergroß, die Blicke auf sich ziehend: Jesus. In der linken Hand einen Wanderstab (oder ist es der Stecken und Stab des wehrhaften Hirten aus Psalm 23?). Die rechte ist erhoben zum Gruß oder zum Segen. Die Augen sind ausgerichtet aus dem Bild heraus auf die für den Betrachter unsichtbare Menge, die zu ihm gekommen ist. Nur wenige Menschentypen sind auf dem Bild sichtbar. Mit geringen Ausnahmen sind die Leute keiner bestimmten Zeit zuzuordnen. Typische modische Details für eine Epoche fehlen größtenteils. Es sind Menschen, die auf den Kirchenbänken der Kirche ihre Fortsetzung finden in denen, die sich bei Jesus und in seiner Nähe versammeln. Der Blick von Jesus geht weit voraus: Er sieht auch alle, die noch nicht da sind, die aber hoffentlich noch kommen werden.

Alter Mann

Im Vordergrund links auf einem Stein sitzt ein weißhaariger alter Mann. Er hat die für den Anfang des Jahrhunderts typische Kluft an (Strumpfjacke). Es ist ein Arbeiter, der so etwas trägt. Er ist wahrscheinlich gerade aus der Fabrik gekommen. Man sieht zwar sein Gesicht nicht, da er dem Betrachter den Rücken zukehrt, aber man erkennt an seiner Haltung, wie konzentriert er zuhört. Er ist ganz auf Jesus ausgerichtet, er ist ganz bei der Sache: Das, was dieser Jesus spricht, ist wie für mich gesagt!

Junge Witwe mit Kind

Auf der linken Seite steht eine junge Frau. Wahrscheinlich ist sie schon verwitwet, sie trägt ein "Trauertuch" über Kopf und Schultern. Heute würde man wohl sagen: sie ist alleinerziehend. Aber das ist ja nur die halbe Wahrheit: sie erzieht nicht nur allein, sie ist allein. Und in ihren Armen hält sie - extra in eine warme Decke gehüllt - ganz fest ihr Kind. Es ist sicherlich krank, man sieht Fieberröte im Gesicht. Und instinktiv schmiegt es sich schlummernd an die Mutter. Aus der Haltung dieser jungen Mutter spricht rückhaltloses Vertrauen: Dieser Jesus tut meinem Kind gut. Vielleicht macht er es sogar wieder gesund. Vielleicht - wer kann es wissen - weicht auch mein ganz tief sitzender Schmerz.

Wanderbursche

Links, fast hinter Jesus, steht ein junger Wanderbursche, ein nach Arbeit suchender Handwerksgeselle, ein Arbeitsloser. Den Hut vom Kopf genommen, beugt er sich vor dem Heiland. Völlig in sich gekehrt, alles um sich vergessend. Was hat er bloß alles hinter sich an Bemühungen und Demütigungen? Aber jetzt haben ihn die Worte Jesu wohl ins Herz getroffen. Vielleicht sieht er wieder durch, wenigstens etwas, wenigstens den ersten kleinen Schritt aus seiner Hoffnungslosigkeit und Armut.

Arbeiterfamilie

Rechts neben Jesus steht ein Arbeiter - fest und stark - mit seiner Frau und Kind. Vom Künstler wird dieses Motiv "die glückliche Familie" genannt. Die Augen des Mannes spiegeln wachsende Zuversicht und starken Glauben wider. Sie sind fest auf Jesus gerichtet. Und an seine Schulter geschmiegt seine Frau. Sie hat wahrscheinlich schon Jesus als ihren Herrn gefunden. Sie weiß, wie frei und froh ihr Leben - auch mit Not und Sorgen - durch Jesus geworden ist. Ihre eine Hand liegt vertraut und liebevoll auf der Schulter ihres Mannes. Die beiden gehören zusammen. Wie glücklich kann man da sein, wenn man nicht alleine auf sich gestellt ist!

Kind

Das Mädchen der glücklichen Familie: Voll Vertrauen an den Vater gelehnt, ihre kleine Hand von der starken Hand des Vaters umfaßt. Gut, daß die Eltern sie mit zu Jesus genommen haben. Auch wenn sie noch nicht alles versteht, gut daß sie mitgekommen ist. Entscheidende Augenblicke verpaßt man so leicht...

Gelehrter

Ganz rechts am Rand steht, in tiefes Sinnen versunken, ein alter Gelehrter. Mit großer Sicherheit handelt es sich bei ihm nicht um einen Rabbiner, wie oft behauptet wird. Er hat die Kluft der damaligen Universitätsprofessoren an. Er hat in seinem langen Leben alle philosophischen Systeme und Gedanken über Gott und die Welt durchdacht, doch Frieden für seine Seele hat er bisher nicht gefunden. Aber jetzt ahnt er, daß er an der richtigen Stelle ist, daß er gefunden hat, wonach er so lange gesucht hat.

Junge Frau

Im rechten Vordergrund kniet eine junge Frau in einem prächtigen Kleid, in das Pfauenaugen eingewebt sind. Ein Designer-Stück offensichtlich. Soll es die büßende Magdalena sein, die aus einer üppigen Welt voller Lust und Flitter kommt, kaputt und ausgebrannt? Ist sie am Ende? Nein, denn jetzt hat sie sich zu Jesus gerettet, sich zu seinen Füßen geworfen. Jetzt macht sie sich ganz klein. Sie denkt nicht mehr daran, daß sie zur Oberschicht gehört, jetzt beugt sie sich ganz tief. Tiefer geht es nicht. Was mag gerade in ihr vorgehen? Hörte sie von Jesus schon die erlösende Botschaft? Oder wartet sie noch sehnsüchtig darauf? Da ist es dann ganz gleich, was andere über einen denken könnten, denn jetzt geht es ums Ganze. Jetzt oder nie! Wenn dieser Jesus der Heiland ist, dann kann er sogar mein verdorbenes Leben wieder heil machen!
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Der Blickfang in unserer Kirche ist das Altarbild des Dresdner Künstlers Prof. Osmar Schindler.
Als Trost für eine unverstandene Predigt, für eine nicht so gelungene Musikdarbietung, für eine nicht verstandene Bibellesung (weil sie der Leser gelesen hat, ohne selbst vorher in das Verständnis eingedrungen zu sein), für einen vielleicht etwas fremdartigen Musikstil und für vieles andere: Lassen wir doch das Bild predigen! Lassen wir uns wenigstens von ihm ansprechen. Tiefgründigen theologischen Gedankengängen muß man da nicht folgen. Nur sich selbst in die Personengruppe hineinstellen, zu Jesus - mehr nicht, ganz einfach. Probieren Sie es einmal! Und schon deswegen lohnt es sich, entgegen der Gewohnheit etwas eher zum Gottesdienst zu kommen.
Mit fast 100jährigem Abstand ist bemerkenswert, daß der Künstler der Gemeinde "einfache" Menschen vor Augen gestellt hat: Arbeiter, Arbeitslose, Menschen aus dem damaligen sogenannten 3. und 4. Stand. Dagegen war das damalige Lutherviertel "gutbürgerlich". Kleine Leute arbeiteten da höchstens in kleinen Fabriken und Werkstätten in den Höfen der Häuser. Sie wohnten aber woanders (z.B. auf dem Sonnenberg, dem sogenannten Proletarierviertel). Wollte der Künstler diese "Provokation"? Oder sieht man das nur heutzutage so sozialkritisch?
Auszug aus der Beschreibung der Lutherkirche, vermutlich kurz nach Baufertigstellung: "Als wir den Künstler um eine Überschrift für sein Bild baten, lehnte er zögernd ab: es möchte jeder Beschauer sich das Bild nach eigenen Gedanken deuten. Sicherlich am treffendsten: "Kommt her zu mir (alle, die ihr mühselig und beladen seid)!".
 
Das ist das Altarbild der Lutherkirche, in seinen Gestalten und Farben voll Harmonie und wunderbarer Einheit: eine anschauliche Schilderung der Wirkung Jesu auf die Menschen. Und Du, der es so oft gesehen hat? Was will es Dir sagen? Gehst Du womöglich achtlos an dem vorüber, der im Mittelpunkt steht? Oder hast auch Du in ihm Frieden und Halt für immer gefunden?"